Geschichte des Gebäudes

In ihrem Buch „Euskirchen im Wandel – Band 2“ widmen Theo Heinrichs und Gabriele Jünger unserem Schulgebäude eine Doppelseite, auf der sie auf die Geschichte des alten Gymnasiums eingehen:

„Erst ab 1905 konnten Jungen in Euskirchen ihr Abitur ablegen. Bis dahin war der Besuch der höheren Schule nur bis zur Obersekunda im Progymnasium an der Klosterstraße möglich; um ein Abitur zu erlangen, musste man die Stadt verlassen. Der Wunsch nach einer vollen Bildungsanstalt bestand in der aufstrebenden Kreisstadt schon seit Jahren genauso wie der Traum von einem neuen Gymnasialgebäude. Doch langwierige kontroverse Diskussionen im Stadtrat um den geeigneten Standort gingen dem Baubeginn des neuen Gymnasiums voran. Die Entscheidung traf letztlich 1904 eine Kommission des Oberpräsidiums, die das Gelände an der Ecke Billiger- und Münstereifeler Straße in der Südstadt auswählte. Der Kölner Regierungsbaumeister Heinrich Krings schuf den Schulkomplex mit seitlich angegliederter Turnhalle und dem angrenzenden Direktorenhaus in den Bauformen der Neorenaissance. Der Blendengiebel des Schulgebäudes wurde mit dem Stadtwappen und der Jahreszahl des Baubeginns1906 geziert. Über dem Portal ist „Virtuti et Litteris“, „Für Tugend und Wissenschaft“ zu lesen.

Als Bürgermeister Dr. Franz Sester am 28. November 1907 die Schule einweihte, war er stolz, Euskirchen mit dem „herrlichen“ Bau an die großstädtische Architektur herangeführt zu haben. Breite Korridore, geräumige und gut belichtete Klassenzimmer, zwei Wandelhallen für die Schüler zum Aufenthalt bei schlechtem Wetter, Nebenräume für Direktor und Lehrer, Lehrer- und Schülerbibliothek, Physik-, Zeichen- und Musiksaal entsprachen modernsten Ansprüchen. Ganz besondere Sorgfalt war auf die stilgerechte Ausschmückung der Aula und auf ein monumentales Treppenhaus gelegt worden.

Gemäß einer Order Wilhelms II. durfte sich die Schule ab Juli 1907 nach seiner Gemahlin Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium nennen. Ab dem 1. Oktober 1908 erfüllten dann 230 Jungen unter der Schulleitung von Direktor Dr. Johannes Hammelrath das neue Gebäude des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasiums mit Leben. (…) Im Jahr 1937 wurde das Gymnasium nach dem Nobelpreisträger für Chemie, Emil Fischer, der selbst das Progymnasium in Euskirchen besucht hatte, umbenannt. Seit Dezember 1966 besuchen die Schüler des Emil-Fischer-Gymnasiums ein neues Schulgebäude an der Emil-Fischer-Straße. Von 1977 bis 2014 waren die Schüler und Schülerinnen der Förderschule (ab 1980 Matthias-Hagen-Schule) im alten Gymnasium untergebracht.“

Nach aufwendigen Umbau- und Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten, bei dem gleichzeitig der Denkmalschutz und die Ansprüche einer modernen Grundschule bedacht wurden, lernen seit Oktober 2019 nun die Kinder der Paul-Gerhardt-Schule in diesem wunderschönen und geschichtsträchtigen Gebäude.

Text und Fotos mit freundlicher Genehmigung von Theo Heinrichs, Dr. Gabriele Rünger und dem Stadtarchiv Euskirchen